Beobachtet man zwei Hunde, die sich gut verstehen und harmonisch miteinander spielen, so denken wir uns nicht selten „Da könnte ich ewig zuschauen…“
Was fesselt uns an euphorisch spielenden Hunden?
- die ehrliche Begeisterung und Vertiefung in den Augenblick?
- das vollkommene Ausblenden der Umgebung und der „Zuschauer“?
- die Energie, Wendigkeit und Schnelligkeit, die ohne nachzudenken „frei“ gemacht wird?
- Erwartungshaltung, Spannung, Konzentration, wie sie schöner nicht sein könnten?
- Teamfähigkeit und Vertrauen, die sich in jedem harmonischen Spiel beobachten kann?
Und was, wenn ich selbst einer dieser begeisterten Mitspieler wäre?
Und ich die oben genannten Punkte dadurch auch in die gemeinsame „Arbeit“ übertragen könnte?
Warum spielen wir nicht alle viel mehr mit unseren Hunden, wo wir doch heute wissen, was im Hundekopf passiert während eines ausgelassenen Spiels.
Welche Bindungen geknüpft, Konflikte gelöst und Stimmungen übertragen werden.
Warum wünschen wir uns alle im Hundesport volle Konzentration, Hingabe und Begeisterung, die man dem Hund ansehen kann… Und nutzen uns dennoch nicht (oder nur sehr beschränkt) den dem Hund ureigensten Spieltrieb, der das alles vereint und für den Hund auch noch etwas „ganz normales“ ist.
Sind wir einfach zu faul? Oder wissen wir nur nicht, wie „richtiges“ Spielen funktioniert? Sehen wir den Sinn darin nicht, mit unseren Hunden zu spielen? Oder kommen wir einfach nicht auf die Idee, uns im Zusammenhang mit Hundesport auch damit zu beschäftigen? Glauben wir am Ende schlicht nicht an die Macht des gemeinsamen „richtigen“ Spiels?
Jeder, der sich mal ein paar Gedanken machen möchte zu diesem Thema, ist eingeladen, weiter zu lesen.
Umgekehrt möchte ich nämlich behaupten, dass es nur zwei Gründe gibt, warum Hunde nicht mit ihrem Menschen spielen (können):
Beide Gründe sind für uns Menschen nicht gerade ein Kompliment, aber dazu lernen und etwas verändern wollen, ist der erste Schritt in die richtige Richtung…
„Wenn ich Leute frage, was ihr Hund denn gerne hat, dann erzählen sie mir nicht selten, was sie selbst gerne hätten.“
Der Hund kann uns nicht mit menschlichen Worten erzählen, was ihm wirklich Freude macht, was ihn begeistert und in ihm Genuss hervorruft.
Hier heißt es, erst mal den eigenen Hund beobachten (vielleicht auch im Spiel mit anderen Hunden), ihn „neu“ kennen lernen, sich in ihn hineinversetzen, ihn beobachten.
Schaffen wir das, haben wir den ersten Schritt zu einem innigen und begeisterten Spiel schon längst gemacht.
Letztendlich bekommt jeder ja auch direktes ehrliches Feedback von seinem Hund, für wie spannend er uns hält und wie sehr es sich aus seiner Sicht lohnt, uns zu beobachten, unserem Tun Bedeutung beizumessen und sich vielleicht sogar (ohne unsere direkte Aufforderung) uns anzuschließen.
Hier wird meist schon deutlich klar, dass wir Mensch ganz gehörig daran zu arbeiten haben, uns in den Hund hineinzuversetzen und seine Ambitionen und Bedürfnisse zu erkennen und daraus resultierend auch einfach das ein oder andere mal unser "Mensch-sein" bis zu einem gewissen Grad abstreifen müssen.
Welche Verhaltensweisen zeigen Hunde im Spiel?
Z.B.:
•sich gegenseitig jagen (Teil aus Jagdspiel)
•sich aneinander anschleichen (Teil aus Jagdspiel)
•sich voreinander verstecken / sich gegenseitig finden (Teil aus Jagdspiel)
•sich gegenseitig „überfallen“ (Teil aus Jagdspiel)
•sich gegenseitig „bekauen“ und „beknabbern“ (Kontakt-/ Liegespiel)
•sich gegenseitig anrempeln / anstoßen / festhalten (Kräfte-messen / Bewegungseinschränkung üben)
•sich gegenseitig den Weg abschneiden (Bewegungseinschränkung üben)
•miteinander oder umeinander herum rennen (Imponierverhalten trainieren)
•sich gegenseitig und voneinander bewundern (lassen) (Imponierverhalten trainieren)
•miteinander um einen Gegenstand balgen (Beutespiel)
•sich gegenseitig Schwäche zeigen (Nachgeben üben / „gewinnen lassen“)
•sich gegenseitig Stärke zeigen („Gewinnen“ auskosten)
Wir Menschen können grob unterscheiden zwischen:
• Jagdspiel / Rennen
• Kontakt-/Liegespiel
• Beutespiel / Ziehen / Zerren
• körperliches Spiel / Ringen / Rempeln
„Regeln“ für den Menschen:
(für uns erwachsene Menschen sind es leider „Regeln“, aber für unsere Hunde sind es genau die Punkte, die ein gemeinsames „echtes“ Spiel ausmachen! - Auch Kinder spielen noch so!)
• unbeschwert sein
• hemmungslos sein
• unverkrampft sein
• bewegungsfreudig sein
• reaktionsschnell sein
• wandelbar sein
• phantasievoll sein
• begeisterungsfähig sein
Für welche Art Spiel ich mich als Mensch entscheiden kann, hängt natürlich auch sehr vom Typ Hund ab, mit dem ich spielen möchte und von der aktuellen Situation sowie dem Status unserer Beziehung.
Nicht jeder Hund und jeder Mensch spielt gleich und hat an demselben Spaß wie der nächste. Hier gilt es sich heran zu tasten und auszuprobieren.
LOHNEN WIRD SICH DAS JEDOCH AUF JEDEN FALL!